Er hatte vier Spitznamen: Katankya - der Mann mit dem breiten Hut. Larkwei - der Mann mit dem
hoch erhobenen Kopf. Impeesa- der Wolf, der nie schläft. Und Sherlock Holmes - denn sein
Scharfsinn war dem des berühmten Romandetektivs tatsächlich vergleichbar.
Er hatte viele Schimpfnamen: Seine Neider nannten ihn Protektionskind und größenwahnsinnigen
Prahlhans, verspielten Schwärmer und eitlen Tropf, Glücksritter und Rattenfänger.
Er wurde von seinen Anhängern voll Begeisterung verehrt, als vorbildlicher Charakter, als Held,
als Künstler, als Bestsellerautor und als einer der bedeutendsten Jugenderzieher unseres Jahrhunderts.
Universitätsprofessoren bezeichneten sein pädagogisches System als genial.
Er war kein guter Schüler. Die Oberschule schaffte er mit Ach und Krach, und bei der Aufnahmeprüfung
für das Studium an der berühmten Universität Oxford fiel er durch. Doch später wurde er
Ehrendoktor ebendieser Universität von Oxford, außerdem Ehrendoktor der Universität
Toronto, Ehrenbürger Londons und zum Lord geadelt.
Er war eine der am meisten geehrten Persönlichkeiten seiner Zeit, ausgezeichnet mit dem Bath-Orden,
dem Großkreuz des Victoriaordens, dem Hosenbandorden, dem Orden of Merit, dem großen Band der
Ehrenlegion und mit vielen anderen Ehrenzeichen.
Gerüchte verfolgten ihn Zeit seines Lebens. Sie betrafen zweimal sogar seinen Tod. Beim ersten Mal
hieß es, er sei im 43. Lebensjahr als Held gefallen - verblutet als Opfer eines Attentats.
Dann wieder berichtete die Fama, er sei 1916 hingerichtet und außerhalb des Friedhofs verscharrt
worden - als Verräter, geächtet bis über den Tod hinaus. Tatsache ist, dass er 1941 im 84. Lebensjahr
friedlich starb. Tatsache ist auch, dass sechs Jahre nach seinem Tod - im Jahre 1947 - ein
Gedenkstein mit seinem Namen in der Westminster Abtei aufgestellt wurde: an Englands ehrwürdigster
Stätte, wo Könige gekrönt werden und begraben sind, wo Gedenksteine die Namen der bedeutendsten
Engländer tragen: William Shakespeare, Charles Dickens, David Livingstone, Charles Darwin und Isaac
Newton.
Der Man von dem hier die Rede ist, heißt Robert Stephenson Smyth Baden-Powell Lord of Gilwell.
Er ist Gründer des Pfadfindertums, der größeten und erfolgreichsten Jugendbewegung
der Welt, der gegenwärtig 28 Millionen Jungen und 10 Millionen Mädchen in 151 Ländern angehören - und
außerdem rund 80 Millionen Altpfadfinder, die in ihrer Jugend das Pfadfinderversprechen abgelegt haben.
Auf der ganzen Welt gab es seit Gründung dieser Jugendorganisation insgesamt 300 Millionen
Pfadfinder, unter ihnen bedeutende und berühmte Persönlichkeiten, Künstler, Sportler, Wissenschaftler
und Politiker. Die meisten amerikanischen Präsidenten unseres Jahrhunderts, Mitglieder europäischer
Herrscherhäuser oder Astronauten waren Pfadfinder - so etwa John F. Kennedy, König Carl Gustaf XVI.
von Schweden oder Neil Armstrong, der unter seinem Weltraumanzug ein Abzeichen des
Pfadfinder-Weltverbandes trug, als er am 20. Juli 1969 als erster Mensch den Mond betrat.
Am 7. Mai 1910 ging Baden-Powell offiziell in Pension. Erst 1907 fand er genug Zeit, seine langgehegte Idee einer Jugendpfadfindertruppe umzusetzen und veranstaltete vom 25. Juli bis 9. August 1907 mit 22 Jungen aller sozialen Schichten auf Brownsea Island (Großbritannien) das erste Jugendzeltlager. Er teilte die Jugendlichen in sogenannte Patrouillen ein und schrieb die Pfadfindergesetze.
Hier kannst du eine Bilderserie von Baden Powell anschauen, enthalten sind eigene Zeichnungen von Baden Powell, Bilder aus dem Buch ,,Der Wolf, der nie schläft" und bekannte Bilder aus dem Internet.
Quelle: